Seoul Station
Horror / Animation
Südkorea 2016 Ov/d 92min
Rund um den Hauptbahnhof von Seoul machen sich heruntergekommene Gestalten bereit für die Nacht, Obdachlose schlagen im Bahnhofsgebäude ihr Lager auf. Ein Mann sucht verzweifelt Hilfe für seinen Bruder, der zunehmend schwächelt und schliesslich scheinbar tot zusammenbricht. Währenddessen hält die ehemalige Prostituierte Hye-sun Ausschau nach ihrem weinerlichen Freund Ki-woong, der sie aus Geldnot auf einem Online-Datingportal anbietet. Was wiederum Suk-kyu auf den Plan ruft, den Vater von Hye-sun. Doch bevor sich das Trio in den zunehmend menschenleeren Strassen von Downtown Seoul finden kann, beginnen Zombies die Strassen zu bevölkern.
Von der Polizei werden die Obdachlosen selbst während der Zombieinvasion noch als die grössere Gefahr eingestuft und auch für die junge Hye-sun erweisen sich nicht die Untoten als grösste Bedrohung, sondern ihre männlichen, mehr oder weniger noch menschlichen Begleiter. Das Weltuntergangsszenario der tödlichen Zombiebedrohung findet seine fast noch unheimlichere Entsprechung in den angespannten Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen und den verschiedenen sozialen Gruppen. Auch der roh-realistische Animationsstil mit seinen klaren Linien und den monochromen Bildkompositionen trägt entscheidend zur ungeschönten Atmosphäre bei: Hier sind wir nicht nur inhaltlich ganz weit weg von jeder weichen, bunten, heilen Zeichentrickwelt.
„Seoul Station“ hat zwar auch durchaus wirkungsvolle und originelle Zombie-Action zu bieten, aber noch viel mehr als das Durchspielen der Horror-Genremuster interessiert Regisseur Yeon der Blick auf die soziale Realität der gezeigten Welt. Schon in seinen vorigen Animationsfilmen „The King of Pigs“ und „The Fake“ erwies sich der Filmemacher als skeptischer, oft zynischer Beobachter koreanischer Befindlichkeiten - und diesen Weg setzt er hier fort. Die noch relativ junge Demokratie Koreas (erst Ende der 80er Jahre wurde der Ausnahmezustand beendet und der Reformprozess begonnen) steht vor einer Zerreissprobe, die Wirtschaft boomt nicht mehr so wie einst, die Arbeitslosigkeit nimmt zu und mit ihr die öffentlichen Anzeichen von Armut: Und so stehen genau die Ausgestossenen, Obdachlosen, Prostituierten und andere Gestalten der Nacht im Mittelpunkt dieses Films.
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